Mercedes E-Klasse W212

Fahrbericht.
Mercedes- Benz E-Klasse (W212)
Ein Hauch von Luxusklasse
Von Petra Grünendahl

Sein sympathisches Vieraugengesicht hat die E-Klasse von Mercedes mit der Modellreihe W212 abgelegt. Durch die neuen Scheinwerfer wirkt die Front kantiger, um nicht zu sagen: markanter. Zeitlos elegant und fließend ziehen sich die Linien bis zum Heck. Imposant wirkt die 4,87 m lange Karosserie. Natürlich ist der Stuttgarter gewachsen: Gute 1,6 cm mehr Länge, 3 cm mehr Breite und 2 cm mehr Radstand sorgen für großzügigere Platzverhältnisse. Allerdings hat der Neue auch etwas Speck angesetzt: ca. 100 bis 150 kg ist er schwerer als ein vergleichbares Vormodell (vom W211 hatten wir den E200K und den E500 im Test).

Im Frühjahr dieses Jahres kam das neue Zugpferd aus Stuttgart auf den Markt. Es ist mittlerweile die neunte Generation der Business-Limousine, die seit 1993 mit dem Facelift des W124 E-Klasse heißt. Wir konnten die neue E-Klasse mit einer Reihe von Motoren ausprobieren und einen ersten Eindruck gewinnen.

Vier Türen und eine Kofferraumklappe bieten guten Zugang zum Innenraum. Für die Übersicht sorgt die optionale Einparkhilfe sowie die ebenfalls als Option verfügbare Rückfahrkamera. Das Platzangebot ist in beiden Reihen sehr großzügig bemessen. Die gut konturierten Vordersitze bieten hervorragenden Seitenhalt und sehr guten Sitzkomfort. Die Außenplätze hinten sind akzeptabel konturiert. Zwar bietet die Rückbank neben Kopf- und Kniefreiheit ausreichend Ellenbogenfreiheit für Drei, jedoch ist der mittlere Sitzplatz nicht wirklich zu empfehlen. Optional gibt es statt der Dreier-Sitzbank zwei Einzelsitze, die das Reisen im Fond deutlich bequemer machen. Der Kofferraum fasst wie beim Vorgänger-Modell 540 Liter.

Hochwertig in Qualitätsanmutung und Verarbeitung ist der Innenraum des Mercedes. Trotz sehr vielfältiger Funktionsschalter und Tasten ist das Armaturenbrett nicht überladen. Man findet sich recht schnell zurecht. Neben der Basisausstattung gibt es die E-Klasse in den gehobeneren Ausstattungslinien Elegance und Avantgarde. Weitere Ausstattungspakete (Sport-Paket AMG, Exklusiv-Paket oder Fond-Komfort-Paket) ermöglichen eine Ausstattung ganz nach Wunsch mit fast jedem Luxus.

Alle Modelle sind in der Basis ausgestattet mit einer funkfernbedienten Zentralverriegelung, elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern, Multi-Funktions-Lederlenkrad, Reiserechner, Zwei-Zonen-Klimaautomatik, CD-Radio, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Wärmeschutzverglasung rundum und 16-Zoll-Leichtmetallrädern. Ab den E250er Modellen sind darüber hinaus breitere Reifen und ein Endrohr aus poliertem Edelstahl verbaut. Die E350er Modelle verfügen ,über Schaltwippen am Lenkrad (für die Siebengang-Automatik), einen 80-Liter-Tank (anstelle des Basis-Tanks mit 59 Litern Fassungsvermögen) und ein Doppelendrohr aus poliertem Edelstahl. Außerdem stehen einige Modelle (je nach Motorisierung) auf 17-Zoll-Rädern. Der E500 schließlich hat außerdem eine Multi-Zonen-Komfort-Klimaautomatik, Luftfederung sowie Doppelendrohre mit eckigen Endrohrblenden aus poliertem Edelstahl zu bieten. Auch hier sind die 17-Zöller serienmäßig. Ergänzt wird die Ausstattung in der Version Elegance u. a. um die Edelholzausstattung Wurzelnuss braun, automatisch abblendende Innenspiegel, Nebelscheinwerfer und Tagfahrlicht. Die Version Avantgarde hat zusätzlich zur Basisausstattung u. a. die Edelholzausstattung Esche schwarz, automatisch abblendende Innenspiegel sowie das Licht-Paket mit adaptiven Bi-Xenon-Scheinwerfern, aktivem Kurvenlicht und Tagfahrlicht mit an Bord. Gegen Aufpreis sind Multi-Konturen-Sitze, ein Memory-Paket (für die Sitze), Sitzklimatisierung, Ledersitze, Audio- und Entertainment-Paket, eine Multi-Zonen-Komfort-Klimaautomatik, ein adaptives Scheinwerfersystem (Intelligent Light System) sowie verschiedene Fahrassistenten und ein schlüsselloses Zugangsystem zu haben.

Die Motorenpalette reicht von den Vierzylinder-Einstiegsmotoren mit 1,8 Litern Hubraum und 204 PS (E220 CGI) bzw. mit 2,1 Litern und 136 PS (E200 CDI) bis zum 6,2-Liter-Achtzylinder mit 525 PS (E63 AMG). Der 170 PS starke Vierzylinder-Motor E220 CDI nimmt gut Gas an und zieht ganz ordentlich, hat aber nicht die Laufkultur eines Sechszylinders. In 8 Sekunden hat der Motor die 1,8 t schwere Limousine auf 100 km/h gebracht. Da ist der V6-Motor des E350 CDI Blue Efficiency mit seinen 231 PS von ganz anderem Kaliber. Sein maximales Drehmoment von 540 Nm wuchtet er schon zwischen 1.600 und 2.400 U/min. auf die Antriebswellen, so dass schon bei niedrigen Drehzahlen richtig die Post abgeht. Nur 6,8 Sekunden braucht er für die Beschleunigung auf Tempo 100.

Den E350 CGI treibt ein Benzindirekteinspritzer an: Der laufruhige Sechszylinder mit 292 PS bietet eine souveräne Leistungsentfaltung über das ganze relevante Drehzahlband und mehr als nur ordentlichen Durchzug. Ihm reichen sogar 6,2 Sekunden, um die 100-km/h-Marke zu erreichen. Der Achtzylinder-Ottomotor im E500 bietet Laufkultur, Antrittsfreude und Leistung vom Feinsten. Sein maximales Drehmoment darf – üblich für einen höher drehenden Benziner – ruhig etwas später anliegen: Zwischen 2.800 und 4.800 Touren ist es genau da vorhanden, wo es gebraucht wird. Sportwagen-taugliche 5,3 Sekunden reichen ihm für den Sprint auf Tempo 100.

Seine Höchstgeschwindigkeit erreicht der kleine Diesel schon bei 229 km/h, die beiden Benziner sind bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Die beiden Selbstzünder verbrauchen jeweils mit Automatikgetriebe im Durchschnitt nach EU-Norm 6 – 6,2 Liter bzw. 6,8 – 7,1 Liter, die Ottomotoren 8,5 – 8,8 bzw. 10,9 – 11,2 Liter (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Alle Motor der neuen E-Klasse erfüllen die Abgasnorm EU5, der E350 CDI BlueTec sogar EU6. Bei den Selbstzündern sind Dieselpartikelfilter serienmäßig verbaut.

Der E220 CDI fährt hier mit der optionalen, aber schon etwas betagteren Fünfgang-Automatik vor (Serie ist eine manuelle Sechsgang-Schaltung), die anderen Modelle schalten über das serienmäßige Automatikgetriebe 7G-Tronic. Die Siebengang-Automatik überzeugt mit einer guten Abstufung und kaum spürbaren Schaltvorgängen.

Einige Motoren sind zwar auch mit dem Allrad-Antrieb 4matic zu haben, der Heckantrieb ist bei der Stuttgarter Business-Limousine jedoch immer noch Standard. Souveränes Dahingleiten bei sehr gutem Geradeauslauf ist seine Stärke, auch wenn man es mit den stärkeren Motoren durchaus sportlicher angehen lassen kann. Sportlicher zu führen ist die E-Klasse auch mit der Direktlenkung (Serie bei V6- und V8-Modellen, sonst gegen Aufpreis), die ihrem Namen alle Ehre macht. Bei flotter Kurvenhatz gibt sich der Stuttgarter leichtfüßig, wobei er sein Leergewicht Lügen straft.

Schon die weiter entwickelte konventionelle Federung (Direct-Control-Fahrwerk) überzeugt. Die Stoßdämpfer passen sich der jeweiligen Fahrsituation an und schlucken selbst größere Unebenheiten souverän. In flotter gefahrenen Kurven sprechen die Dämpfer härter an, um die Limousine stabil zu halten. Das Luftfederfahrwerk Airmatic ist für die Sechszylinder optional verfügbar und gehört beim Achtzylinder zur Serienausstattung. Die Luftfederung arbeitet mit einem stufenlosen, elektronisch gesteuerten Dämpfungssystem und kann wahlweise im Komfort- oder Sportmodus gefahren werden. Jedes Rad wird einzeln angesprochen. Das dient neben hohem Komfort auch der Fahrstabilität und sportlicher Agilität. Dies ist im Sport-Modus noch etwas ausgeprägter, da müssen sich die bayrischen Wettbewerber warm anziehen.

Problemlos und weitgehend neutral meistert die E-Klasse kurvige Strecken, minimales Untersteuern kündigt irgendwann den nahenden Grenzbereich an. Die standfesten Scheibenbremsen rundum sind ab den größeren Vierzylindern nicht nur vorne, sondern rundum innenbelüftet. Sie sprechen sofort an und bringen den Wagen im Notfall prompt zum Stehen. Die PreSafe-Bremse als Bestandteil des Abstandstempomaten Distronic Plus aktiviert bei drohender Aufprallgefahr eine automatische Teil- oder Vollbremsung, wenn der Fahrer nicht selbst reagiert.

Der passiven Sicherheit dienen die hochstabile Karosserie mit Knautschzonen an Front und Heck, fünf Kopfstützen, aktive Kopfstützen vorne, Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzen, Front- und Seitenairbags vorne, ein Knieairbag für den Fahrer sowie Windowbags für vorn und hinten, Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten, Sicherheitslenkung und –pedalerie sowie ein Aufmerksamkeitsassistent. Das präventive Schutzsystem PreSafe aktiviert in unfallträchtigen Situationen vorsorglich umfassende Schutzmaßnahmen für die Insassen, so dass sie beim Aufprall ihre maximale Schutzwirkung entfalten können. Einen Crashtest nach EuroNCAP gibt es von der aktuellen E-Klasse noch nicht, aber das Vorgänger-Modell W211 schaffte 2002 fünf Sterne für Insassensicherheit. Da dürfte auch die neue E-Klasse nicht drunter liegen! An aktiven Helfern sind serienmäßig Bremsassistent und Bremskraftverstärker, ABS und ESP sowie ein Tempomat mit variabler Geschwindigkeitsbegrenzung dabei. Und was es auch in dieser Klasse noch nicht serienmäßig gibt, ist als Sonderausstattung zu haben. In der Preisliste finden sich Extras wie Spurhalte- und Totwinkel-Assistenten (Spur-Paket), Geschwindigkeitslimit-Assistent, der Nachtsicht-Assistent, eine Parktronic, Rückfahrkamera sowie das Fahrassistenz-Paket mit Abstandstempomat Distronic Plus, Bremsassistent BAS Plus, Presafe-Bremse und Spur-Paket.

Einstiegsmodell in die E-Klasse ist der E200 CDI mit Preisen ab 38.734,50 Euro. Der E220 CDI und E350 CDI sind ab 41.590,50 bzw. 50.991,50 Euro zu haben, der E350 CGI ab 51.943,50 Euro und das Top-Modell E500 ab 67.532,50 Euro. Die Aufpreisliste ist lang, luxuriös und teuer und fängt mit den Metallic-Lackierungen erst an …

Daimler gibt zusätzlich zur gesetzlichen Sachmängelhaftung eine zweijährige Neuwagen-Garantie sowie eine dreißigjährige Garantie auf die Karosserie gegen Durchrostung von innen nach außen. Mit dem aufpreispflichtigen Garantie-Paket ist das Fahrzeug bis zu zehn Jahre lang (bis 200.000 km) vor unvorhergesehenen Reparaturen geschützt. Die fast europaweite Mobilitätsgarantie gilt vier Jahre ab Erstzulassung sowie bis zum 30. Jahr bei Einhalten der Service-Intervalle. Die Serviceintervallanzeige Assist Plus mit Wartungsrechner errechnet in Abhängigkeit von Einsatz und Fahrstil den fälligen Zeitpunkt für eine Inspektion. Gegen Aufpreis gibt es Service-Pakete zum Abdecken von regelmäßigen Wartungskosten für bis zu fünf Jahre.

© November 2009
Petra Grünendahl
, Fotos: Daimler

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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