Fahrbericht.
BMW X1 xDrive20d
Kompakt und sportlich – auch fürs Gelände?
Von Petra Grünendahl
Massiv, aber dynamisch wirkt die Karosserie von BMWs kompaktem SUV (Sports Utility Vehicle) mit Namen X1. Von der markanten Front mit der lang gezogenen Motorhaube bis hin zum eleganten Heck ist der X1 4,45 m lang. Mit seinem 177 PS scheint unser Testwagen auch nicht schlecht motorisiert. Was er kann, zeigte eine Ausfahrt.
Fünf Türen bieten guten Zugang zum Innenraum. Die hohe Sitzposition verbessert allerdings nicht die bescheidene Übersicht über die Karosserie. Optional gibt es eine Einparkhilfe, die für vorne und hinten nur zu empfehlen ist. Dafür ist das Platzangebot in beiden Sitzreihen sehr anständig. Der Laderaum fasst 420 Liter, durch Umklappen der zweifach geteilten Rückbanklehne (40:20:40) lässt er sich auf bis zu 1.350 Liter vergrößern. Eine leichte Vergrößerung der Ladekapazität erreicht man auch schon mit einer Verstellung der Lehnenneigung. Verzurrösen im Gepäckraum erleichtern das Sichern der Ladung. Ein Gepäckraumtrennnetz kostet jedoch extra.
In puncto Materialqualität und Verarbeitung spielt der BMW natürlich in der Bundesliga. Auch die ergonomische Gestaltung des Armaturenbretts lässt kaum Wünsche offen.
Die Serienausstattung ist bei BMW an den Motor gekoppelt. Zur Grundausstattung für alle Motoren gehören zum Beispiel eine funkfernbediente Zentralverriegelung mit Crash-Sensor und Heckklappen-Fernentriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber rundum, Klimaanlage. Bordcomputer und CD-Radio, Nebelscheinwerfer sowie 17-Zoll-Stahlräder mit Radvollblenden. Der xDrive20d hat darüber hinaus einen Allradantrieb, eine Bremsbelagverschleißanzeige und 17-Zoll-Sternspeichen-Leichtmetallräder. Unser Testwagen hat zudem die optionale Sechsgang-Automatik an Bord. Auf der Liste der aufpreispflichtigen Sonderausstattungen finden sich Dinge wie Klimaautomatik, Sitzheizung, Bluetooth-Freisprecheinrichtung, Geschwindigkeitsregelung (Abstands-Tempomat), Einparkhilfen für hinten bzw. vorne und hinten, Adaptives Kurvenlicht, Bi-Xenon-Scheinwerfer, Regensensor, ein schlüsselloser Zugang sowie ein Raucherpaket mit Aschenbecher und Zigarettenanzünder und verschiedene höherwertige Audio- bzw. Navigationssysteme.
Der Common-Rail-Turbodiesel-Direkteinspritzer ist ein Vierzylinder-Aggregat mit zwei Litern Hubraum. Er wird in drei Leistungsstufen (zwischen 143 und 204 PS) angeboten. Die beiden schwächeren Varianten verfügen über eine variable Einlassgeometrie, der stärkere Diesel ist mit einem variablen TwinPower-Turbolader ausgestattet. Wir fuhren die mittlere Variante mit 177 PS. Den Motor erweckt man in dieser Baureihe serienmäßig über einen Start-Stop-Knopf zum Leben. Den Selbstzünder merkt man unserem Testwagen gar nicht an. Mit einen Leergewicht von 1,6 t hat der 177-PS-Diesel leichtes Spiel. Ordentlich ist er im Antritt, souverän im Durchzug: Die ausgeglichene Leistungsentfaltung auf hohem Niveau ermöglicht nicht nur souveränes Gleiten, sondern ebenso plötzliches Beschleunigen zum zügigen Überholen auf der Autobahn. Der X1 verdankt dies seinem maximalen Drehmoment von satten 350 Nm zwischen 1.750 und 3.000 U/min. Zwei Benzinmotoren mit vier und sechs Zylindern (in drei Leistungsstufen von 150 bis 258 PS) runden die Motorenpalette ab.
Das Sechsgang-Automatikgetriebe ist gut abgestuft und schaltet kaum spürbar rauf und runter. Es harmoniert mit seiner Abstimmung – unten kurz und spritzig, oben lang und sparsam – gut mit dem agilen Motor, der jeden Tritt aufs Gaspedal willig in Vortrieb umsetzt. Die Beschleunigung aus dem Stand auf Tempo 100 schafft er mit Automatik-Getriebe in 8,6 Sekunden, mit manueller Schaltung geht es kaum schneller (8,4 Sekunden). Die Höchstgeschwindigkeit gibt BMW für beide Modelle mit 213 km/h an. Der Verbrauch beträgt beim Automatik-X1 auf 100 km im Stadtverkehr 7,7 Liter Dieselkraftstoff, 5,4 Liter außerorts und 6,2 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Alle Motoren der Baureihe erfüllen die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt hier 164 g pro km. Die Verbrauchswerte sind übrigens identisch mit denen des hubraumgleichen, aber nur 143 PS starken xDrive18d. Alle Dieselmotoren werden serienmäßig mit Dieselpartikelfilter ausgeliefert.
Der xDrive verfügt über einen Allradantrieb mit variabler Drehmomentverteilung. Die Modelle mit Heckantrieb werden mit sDrive bezeichnet. Über ein Verteilergetriebe mit elektronisch gesteuerter Lamellenkupplung leitet xDrive die Antriebskraft situationsgerecht an jene Achse, deren Räder über den besten Kontakt zur Fahrbahn verfügen. Die leichtgängige Lenkung ist präzise und direkt ausgelegt. Damit legt er eine sportliche Agilität an den Tag, die seine Ausmaße Lügen straft. Das Fahrwerk bietet einen guten Kompromiss aus Komfort und einem nötigen Maß an Straffheit. Die unvermeidliche Seitenneigung in flotten Kurven ist spürbar. Geländegängigkeit hat BMW seinem SUV auch mitgegeben, wir konnten sie allerdings mangels „Gelände“ nicht ausprobieren. Im Handling ist der allradgetriebene X1 unproblematisch. Flotte Kurven quittiert er mit einem leichten Untersteuern. Serienmäßig steht er auf 17-Zoll-Rädern mit 225/50er Reifen. Groß dimensionierte, innenbelüftete Scheibenbremsen rundum sorgen für ein souveränes Bremsverhalten.
Die Sicherheitskarosserie aus hochfesten Stählen hat BMW ergänzt um Verstärkungen an Vorbau, B-Säulen, Schwellern und am Heck. Drei-Punkt-Gurte und Kopfstützen auf allen fünf Plätzen, Front- und Seitenairbags vorne, Kopfairbags für vorne und hinten sowie Isofix-Kindersitzbefestigungen hinten runden das Insassenschutzprogramm ab. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der BMW X1 beim Test 2010 das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. An Fahrassistenzsystemen hat der X1 alles serienmäßig an Bord, was heutzutage Standard ist. Inklusive sind ABS mit Bremsassistent und Kurvenbremskontrolle CBC sowie das Elektronische Stabilitätsprogramm DSC (Dynamic Stability Control, heißt woanders ESP) mit Traktionskontrolle DTC und Bergabfahrkontrolle HDC. Das DSC ist mit dem Allradantrieb xDrive vernetzt. Gegen Aufpreis gibt es für die xDrive-Modelle eine Performance Control, für die BMW eine höhere Fahrdynamik in Kurven verspricht. Eine Reifendruckkontrolle gehört zur Serienausstattung und ermöglicht die Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften. Serienmäßig an Bord ist ein Mobility-Kit, welches entfällt, wenn man den Wagen mit pannensicheren Reifen ordert.
Ab 27.500 Euro ist der X1 zu haben, mit Frontantrieb und 2-Liter-Ottomotor (xDrive18i). Unser 2-Liter-Dieselmotor (177 PS) steht mit Frontantrieb ab 32.900 Euro in den Preislisten, mit Allradantrieb sind es 2.000 Euro mehr. Aufpreis kosten Metallic-Lackierungen und die verschiedensten Extras. Die Liste ist lang – und teuer.
BMW gibt zwei Jahre Sachmängelhaftung (gesetzlich garantierte Gewährleistung) auf den Neuwagen. Für den Erstbesitzer gibt es eine Mobilitätsgarantie (Mobile Care) beim Einhalten der Inspektionsintervalle. Gegen Aufpreis gibt es die so genannten Service-Inclusive-Pakete für drei oder fünf Jahre für Service- und Wartungskosten. Die Inspektionsintervalle berechnet der Bordcomputer anhand von Einsatz und individueller Fahrweise (Condition Based Service). Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 20 / 22 / 25 (KH / VK / TK) ein.
© November 2010
Petra Grünendahl, Fotos: BMW