Fahrbericht.
Nissan 370Z Coupé
Design zwischen Retro und Moderne
Von Petra Grünendahl
Kraftvoll bis fast aggressiv duckt sich der Nissan 370Z auf den Asphalt. Markanter konturiert als der Vorgänger hat er auch ein wenig von dessen eher unscheinbarem Aussehen verloren. Der Neue ist eine gelungene Mischung aus modernen Formen mit Anleihen an seine Geschichte (die Ur-Z-Coupés von Datsun). Dabei sind die Retro-Elemente sparsam, aber wirkungsvoll eingesetzt. Das 370Z-Coupe ist seit 2009 auf dem deutschen und europäischen Markt. Wie auch beim Vorgänger, dem 350Z, folgte 2010 eine Roadster-Variante. Wir fuhren den 370Z in der Basisversion.
Das zweitürige Coupé ist auf 4,25 Meter Länge (minus 65 Millimeter) als Zweisitzer mit Heckklappe konzipiert. Der Zugang zum Passagierabteil ist komfortabel, das Gepäckabteil über die hohe Ladekante zumindest für gewichtige Güter nicht ganz so gut erreichbar. Die Übersicht ist bescheiden. Einparkhilfen für vorne und hinten gibt es in der Nachrüstung beim Händler. Straffe Sportsitze bieten exzellenten Seitenhalt. Das Raumgefühl ist gut, allerdings sollten hinter dem Volant keine langbeinigen Riesen Platz nehmen. Das 235 Liter große Gepäckabteil hat Kleinwagenformat. Rundinstrumente und Chromdekorblenden versprühen Rennsportfeeling im Innenraum. Materialqualität und Verarbeitung gehen in Ordnung. Die übersichtliche Gestaltung des Armaturenbrettes erleichtert die Handhabung von Anzeigen und Schaltern.
Drei Ausstattungslinien hat der Käufer zur Wahl. Unsere Basisvariante 370Z kam serienmäßig schon sehr gut ausgestattet mit dem schlüssellosen Zugang Intelligent Key (mit Start-Stopp-Knopf für den Anlasser), elektrisch einstellbaren und beheizbaren Außenspiegeln, elektrischen Fensterhebern, Klimaautomatik, Regensensor, Fahrlichtautomatik, Bordcomputer, Alarmanlage, einem CD-Radio, Multifunktionslederlenkrad, Lederschaltknauf und –bremshebel, elektrisch einstellbaren Sportsitzen, Bi-Xenon-Scheinwerfern, einer Bluetooth-Freisprecheinrichtung und einer getönte Wärmeschutzverglasung sowie 18-Zoll-Leichtmetallfelgen. Mehr Ausstattung haben die Varianten „Pack“ und „GT-Edition“. Für die Basisausstattung gibt es keinerlei Sonderausstattung (mal abgesehen von der Lackierung, die natürlich außer Vibrant Red aufpreispflichtig ist), lediglich eine Features als Zusatzausstattung zur Nachrüstung beim Händler.
***
Den 370Z gibt es nur mit einem Motor und der Name ist Programm: Ein 3,7-Liter-V6-Motor mit VVEL-System (Variable Valve Event and Lift) ersetzte den 3,5-Liter-V6 des Vorgängers 350Z. Klassisch „aufgebohrt“ wurde das bisherige Aggregat, denn besser als Hubraum ist nur „mehr Hubraum“. Das VVEL-System verbessert durch die variable Verstellung des Ventilhubs und der Ventilsteuerzeiten den Durchzug über den gesamten Drehzahlbereich. Antritt, Durchzugsvermögen und Leistungsentfaltung sind mehr als souverän. Der Motor braucht Drehzahl – sein maximales Drehmoment von 363 Nm liegt erst bei 5.200 Touren an –, hängt dafür aber gut am Gas. Mit dem 1,6 Tonnen schweren Gefährt hat das Aggregat leichtes Spiel. Der ansonsten akustisch eher zurückhaltende und vibrationsfreie Lauf verwandelt sich beim Durchtreten des Gaspedals in ein sonores Fauchen. Ein kurz abgestimmtes 6-Gang-Schaltgetriebe überträgt die Motorleistung auf den Asphalt. Locker und präzise flutscht der Hebel durch die Kulisse, dass es eine Freude ist.
Sportliche 5,3 Sekunden vergehen bei der Beschleunigung aus dem Stand, bis das Coupé Tempo 100 passiert. Die Höchstgeschwindigkeit ist bei 250 km/h elektronisch abgeregelt. Das Fahrvergnügen ist nicht für kleines Geld zu haben: Je 100 km Stadtverkehr rinnen immerhin 15,4 Liter Super Plus durch die Brennräume des Sechszylinders, 10,6 Liter sind es außerorts und 7,8 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 249 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse G. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.
Nissan bleibt der Philosophie treu: Ein Sportwagen hat Heckantrieb! Der Motor sitzt vorne hinter der Vorderachse. Diese Mittelmotor-Konstruktion ergibt eine für einen Sportwagen ideale Gewichtsverteilung (53 vorne zu 47 hinten im Stand, 50:50 beim Beschleunigen). Weniger Radstand (minus 100 Millimeter) bei mehr Spurweite (plus 15 Millimeter vorne, plus 55 Millimeter hinten) sorgen für agiles Handling bei sicherer und satter Straßenlage. Die sportlich-direkte Lenkung setzt Fahrerbefehle feinfühlig und präzise um. Das Fahrwerk ist sportlich straff, mit großen Sicherheitsreserven für den sportlich ambitionierten Fahrer und ausreichendem Komfort für schlechte Pisten. Die flotte Kurvenhatz meistert er spurtreu und agil. Da kommt richtig Freude auf! Leichtfüßig und sicher meistert der Hecktriebler zügig gefahrene Spurwechsel und Ausweichmanöver. Unser 370Z steht auf den serienmäßigen 18-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 225/50 vorn und 245/45 hinten. Mächtig groß dimensionierte innenbelüftete Scheibenbremsen rundum halten das Sportcoupé im Notfall im Zaum.
Die Karosserie ist gefertigt aus hochfesten Stählen mit Sicherheitsfahrgastzelle, Seitenaufprallschutz und Verformungszonen vorne und hinten. In Innenraum schützen die Passagiere Drei-Punkt-Gurte und aktive Kopfstützen sowie Front-, Seiten- und Kopfairbags. Einem Crashtest nach EuroNCAP wurde der 370Y bislang nicht unterzogen. An Fahrassistenzsystemen hat Nissan dem Coupé die ganze übliche Palette von ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD und Bremsassistent bis ESP mit Traktionskontrolle mitgegeben. Ein VSLD-Sperrdifferential (VSLD steht für „Viscous Limited Slip Differential“) verringert den Schlupf an der Hinterachse. Serienmäßig an Bord sind sowohl ein Reserverad (Notrad) als auch ein Reifendruck-Kontrollsystem, welches erforderlich ist für die Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften. Ein Reifenreparaturset ersetzt das Notrad über der Basisausstattung (Pack oder GT-Edition). Berganfahrhilfe und Geschwindigkeitsregelung sind ebenfalls ab der Pack-Version Serie.
Billig ist er nicht, der Nissan 370Z. Ab 38.750 Euro steht er in Basisausstattung in den Preislisten der Händler. Extra kosten Metallic-Lackierungen, weitere Sonderausstattungen sind für die Grundversion nicht vorgesehen. Wer mehr will, sollte zu den Ausstattungsvarianten Pack und GT-Edition greifen.
Nissan gibt eine dreijährige Neuwagen-Garantie (bis 100.000 km), drei Jahre auf den Lack sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Gegen Aufpreis gibt es eine Anschlussgarantie für bis zu 24 weitere Monate. Eine Mobilitätsgarantie gibt es unbegrenzt beim Einhalten der Wartungsintervalle. Zum Service muss der 370Z alle 15.000 km oder einmal im Jahr. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 16 / 29 / 27 (KH / VK / TK) ein.
© Januar 2012
Petra Grünendahl, Fotos: Nissan