Fahrbericht.
Skoda Citigo 1.0 MPI
Klein, aber oho
Von Petra Grünendahl
Der Marktanteil der Kleinstwagen steigt – analog zum Trend der Urbanisierung. Im Kleinstwagen-Segment war der tschechische Automobilhersteller bislang nicht vertreten. Das ändert sich nun mit dem Citigo, der ab 2. Juni beim Händler steht. „Unsere Kunden sind sehr markentreu: Rund 65 Prozent der Skoda-Fahrer kaufen sich wieder einen Skoda. Da müssen wir ihnen in den relevanten Klassen ein Angebot machen“, erklärte Hermann Schmitt, Sprecher der Geschäftsführung von Skoda Auto Deutschland, bei der Präsentation des Citigo in Hamburg. Die durchschnittliche Markentreue aller Neuwagen-Käufer liegt bei 53 Prozent, bei Käufern deutscher Hersteller bei 61 Prozent – und bei Skoda sind es sogar 65 Prozent (Zahlen aus dem DAT-Report für 2011). Mit dem Citigo startet Skoda zudem eine Marktoffensive: alle sechs Monate ein neues Modell versprach Hermann Schmitt. Dies erreichen die Tschechen aber nicht nur mit einer Erneuerung der bisherigen Modellpalette. Bald will Deutschlands größter Importeur (Marktanteil 4,5 Prozent in 2011, Tendenz steigend) in 70 Prozent der Marktsegmente vertreten sein, bislang liegt dieser Wert bei 50 Prozent.
Einen wichtigen Beitrag zum Erreichen dieser Ziele soll der neue Citigo spielen, der zusammen mit Volkswagen (Up!) und Seat (Mii) entwickelt wurde. Der kleine Tscheche wird im Skoda-Werk in Bratislava gebaut. Auf 3,56 Meter Karosserielänge bietet er Platz für vier Personen und Gepäck. Zielgruppe sind jüngere Leute, die in der digitalen Welt aufgewachsen sind, ebenso wie „Best Agers“, die noch aktiv sind, aber kein großes Auto mehr brauchen – oder haben wollen. Ein Dreizylinder-Ottomotor steht ab Marktstart in zwei Leistungsstufen (60 bzw. 75 PS) zur Verfügung. Ausfahrten durch und rund um Hamburg zeigten, was in dem kleinen Tschechen steckt.
Der Citigo ist als Drei- oder Fünftürer zu haben. Beim Dreitürer verbessert Easy Entry ab der Basisversion Active den Zugang zum Fond. Die Übersicht über die Karosserie durch die groß geschnittenen Fenster ist gut. Die subkompakten Außenmaße täuschen: Das Platzangebot im Innenraum ist eher Klein- als Kleinstwagen. Knie- und Kopffreiheit sind ausreichend bemessen. Auch die Ellenbogenfreiheit in der zweiten Reihe ist – zwei Sitzplätze auf 1,65 Meter Karosseriebreite sei dank – sehr komfortabel. Die eher straffen Sitze vorne sind ausreichend konturiert für ordentlichen Seitenhalt. Der Laderaum hat mit 251 Liter fast Kleinwagen-Niveau. Bis 951 Liter (oder 959 Liter beim Fünftürer) fasst der Citigo bei umgeklappter Rückbanklehne. Materialqualität und Verarbeitung des Innenraumes sind nicht zu beanstanden. Das Armaturenbrett ist übersichtlich gestaltet. Pfiffige Ablage-Ideen in Passagier- und Laderaum runden die Nutzbarkeit gekonnt ab – „simply clever“ halt.
Der Käufer hat die Wahl aus drei Ausstattungslinien: Acitve, Ambition und Elegance. Die Basisversion Active hat serienmäßig Easy Entry (nur Dreitürer), eine getönte Wärmeschutzverglasung rundum sowie 14-Zoll-Stahlräder mit Mittelabdeckung „Puck“. Das Lenkrad ist in der Reichweite verstellbar. In der Ambition-Ausstattung sind zusätzlich eine funkfernbediente Zentralverriegelung, elektrische Fensterheber vorne sowie Außenspiegel und Türgriffe in Wagenfarbe an Bord. Der Fahrersitz ist jetzt auch höhenverstellbar. Andere Radabdeckungen zieren die Stahlräder. Die Top-Ausstattung Elegance bringt außerdem elektrisch einstell- und beheizbare Außenspiegel, das Musiksystem „Funky“ mit Radio und CD-Spieler, Klimaanlage und 14-Zoll-Leichtmetallfelgen mit. Gegen Aufpreis (einzeln oder in Ausstattungspaketen) sind ein Panoramaschiebedach, Privacy Glass (abgedunkelte Scheiben hinten), Parksensoren hinten, Geschwindigkeitsregelung, beheizbare Vordersitze, ein Drei-Speichen-Lederlenkrad (inkl. Kleinlederpaket), das Infotainmentsystem „Move&Fun“ mit Navigation und Freisprecheinrichtung sowie der Aktive Bremsassistent City Safe Drive verfügbar.
Einziger Motor der Baureihe ist ein 1-Liter-Dreizylinder-Ottomotor mit Multipoint-Saugrohreinspritzung (1.0 MPI 12V), der in zwei Leistungsstufen angeboten wird. Der neue Aluminium-Motor wurde besonders reibungs- und gewichtsoptimiert konstruiert. Für einen Dreizylinder läuft er sehr ruhig und kultiviert. Die 60 PS starke Variante zieht schon ganz ordentlich. Der Motor hat mit einem Leergewicht von unter einer Tonne ausreichend leichtes Spiel: Antritt und Durchzugsvermögen gehen in Ordnung, aber sportliche Fahrleistungen sollte man nicht erwarten. Für die Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h vergehen 16 Sekunden. An Spitzengeschwindigkeit erreicht er 160 km/h, das reicht völlig für ein Auto, welches überwiegend im urbanen Raum bewegt wird. Auf der Autobahn wird es allerdings etwas lauter, wenn der Wind um Ecken und Kanten pfeift. Beide Varianten des Motors sind sehr drehfreudige Gesellen. Zwischen 3.000 und 4.300 U/min. liegt bei beiden ein maximales Drehmoment von 95 Nm an. Für die Mehrleistung der 75-PS-Version sorgt eine modifizierte Motorsteuerung. Hier liegen zwischen 2.000 und 6.000 Touren satte 90 Prozent des maximalen Drehmoments an, was dem stärkeren Fahrzeug zu einer fixeren Beschleunigung – Null auf Tempo 100 in 13,2 Sekunden – verhilft. Seine Höchstgeschwindigkeit liegt bei 171 km/h. Wer häufiger „gut beladen“ unterwegs ist, sollte zur stärkeren Motorvariante greifen. Eine Erdgas-Variante des Motors mit 68 PS ist geplant.
Zum Marktstart gibt es den Tschechen nur mit manuellem Fünfgang-Schaltgetriebe. Knackig kurze und präzise Schaltwege bereiten Freude, wenn in der Stadt bei wechselnden Geschwindigkeiten häufiger zum Knüppel gegriffen wird, um flott unterwegs zu bleiben. Das Getriebe ist auf wirtschaftlichen Fahrbetrieb hin ausgelegt und lang übersetzt. Ein automatisiertes Schaltgetriebe folgt etwa Mitte des Jahres: Es geht innerorts noch wirtschaftlicher mit dem teuren Kraftstoff um, wird allerdings nicht in der Green-Tec-Variante zur Verfügung stehen.
Im Verbrauch ist der Ottomotor in beiden Leistungsstufen von der zurückhaltenden Sorte: Die 60-PS-Version konsumiert 5,6 Liter Superbenzin je 100 km innerorts, 3,9 Liter außerorts und 4,5 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Der 75-PS-Motor verbrennt 5,9 Liter innerorts, 4 Liter außerorts und 4,7 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm. Der Motor erfüllt in beiden Leistungsstufen die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 105 bzw. 108 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse C. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.
Der Dreizylinder ist in beiden Leistungsstufen auch als „Green Tec“ bestellbar: mit Start-Stopp-System, Bremsenergierückgewinnung und rollwiderstandsoptimierten Reifen sowie eine Tieferlegung um 15 mm zur Verbesserung der Aerodynamik – innovative Lösungen, die für weniger Verbrauch und weniger Emissionen sorgen und somit zur Schonung der Umwelt beitragen. Diese Maßnahmen reduzieren den Durchschnittsverbrauch auf 4,1 bzw. 4,2 Liter (entspricht für beide Motorisierungen der Effizienzklasse B bei 98 bzw. 95 g pro Kilometer CO2-Ausstoß).
Der Citigo verfügt über Frontantrieb, was ihn zu einem problemlosen Begleiter macht. Die präzise Lenkung ist ausreichend leichtgängig und eher direkt, auch um die Mittellage. Der kleinste Tscheche ist ausgesprochen handlich zu führen und ungemein wendig. Die Feder-Dämpfer-Abstimmung bietet auch bei flotter Kurvenfahrt und Ausweichmanövern ausreichend Sicherheitsreserven, ohne zu straff zu sein. Spurtreu und präzise wirbelt er um die Kurven. Tückische Lastwechselreaktionen sind ihm fremd. Serienmäßig steht er auf 14-Zoll-Rädern mit Reifen im Format 165/70, die Top-Version Elegance fährt mit 175/65 R 14 vor. Innenbelüftete Scheibenbremsen vorne und Trommelbremsen hinten sorgen im Notfall für prompte und standfeste Verzögerung.
Trotz des niedrigen Gewichtes verfügt der Citigo über einen hochstabile Sicherheitskarosserie. Kopfstützen und Drei-Punkt-Gurte auf allen Sitzen, Front- und Kopf-Thorax-Airbags vorne und TopTether- sowie Isofix-Kindersitzvorrüstungen hinten runden das Paket im Innenraum ab. Der Beifahrerairbag ist abschaltbar, so dass auch dort Kindersitze gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der Citigo 2012 das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. An Bord ist alles, was heutzutage Standard ist: von ABS über die Elektronische Stabilitätskontrolle ESC (heißt woanders ESP) und Antriebsschlupfregelung ASR bis hin zur Elektronischen Differenzialsperre EDS und der Motorschleppmomentregelung MSR. Den Aktiven Bremsassistenten City Safe Drive, einen Notbremsassistenten im Geschwindigkeitsbereich zwischen 5 und 30 km/h, gibt es (außer in der Basisversion) nur gegen Aufpreis. Serienmäßig an Bord ist ein Reifenmobilitätsset (Dichtmittel und Kompressor) anstelle eines Ersatzrades. Ein Not- oder Reserverad gibt es aber als Sonderausstattung.
Ab 9.450 Euro ist der Skoda Citigo zu haben – als Dreitürer in der Basisausstattung Active mit dem 60 PS starken 1-Liter-Ottomotor. Die Ambiente-Ausstattung beginnt mit 10.150 Euro, Elegance mit 11.750 Euro. Die fünftürigen Karosserie-Varianten sind jeweils 725 Euro teurer, für 400 Euro extra sind jeweils die Green-Tec-Versionen zu haben. Ohne Aufpreis gibt es nur die Lackierung in Candy-Weiß, Sonder-, Metallic- oder Perleffekt-Lackierungen kosten extra. An aufpreispflichtige Sonderausstattung bietet alle wichtigen Annehmlichkeiten, die das Autofahren komfortabler machen.
Skoda gibt eine zweijährige Garantie (ohne Kilometerbegrenzung) auf den Neuwagen (inkl. Skoda Mobilitätsgarantie), drei Jahre auf den Lack sowie zwölf Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Zum Service muss der Citigo je nach Einsatz und Fahrstil nach Serviceintervall-Anzeige (max. nach 15.000 km oder einmal im Jahr). Die Versicherungen stufen den Citigo in beiden Motorisierungen in die Typklassen 15 / 13 / 15 (KH / VK / TK) ein.
© Mai 2012
Petra Grünendahl, Fotos: grü (7), Skoda (4)