Ford Fiesta IV ST

Fahrbericht.
Ford Fiesta IV (Facelift 2013) ST
Knallharter Kracher
Von Petra Grünendahl

Grundlegend überarbeitet kam im Januar 2013 der Ford Fiesta auf den Markt. Auch das Facelift der vierten Generation des Klassikers (hier ein frühes Modell im Test) knackt die 4-Meter-Grenze noch nicht. Mit 3,98 Meter ist das ST-Modell der Baureihe aber kurz davor. Die leichten optischen Retuschen an der Karosserie (und im Innenraum) lassen ihn noch eine Spur dynamischer wirken. Gravierender sind die Änderungen unter dem Blechkleid. Dank überarbeiteter Motoren und neuer technischer Features ist der Fiesta sparsamer und sauberer geworden. Wir fuhren allerdings das Modell, zu dessen Meriten jetzt nicht gerade die Sparsamkeit gehört: die sportlichen Top-Variante der Baureihe, den Fiesta ST. Für den Fiesta ST, der seit Januar in Köln gebaut wird, ist für 2013 die Produktion von 1.250 Fahrzeugen geplant.
 

Den Fiesta gibt es in der ST-Version nach wie vor nur als Dreitürer (auch den Fiesta III ST hatten wir mal im Test). Guten Zugang haben die Frontpassagiere, die weit öffnenden Türen erleichtern ein wenig den Einstieg nach hinten. Die Übersicht über die Karosserie geht in Ordnung. Eine Rückfahrkamera gibt es gegen Aufpreis, eine einfache Einparkhilfe ist jedoch nicht verfügbar. Das Platzangebot geht in beiden Sitzreihen in Ordnung – zumindest wenn vorne keine besonders großen Menschen sitzen. Der Ellenbogenfreiheit tut es aber auf der Rückbank gut, wenn man nur zu zweit dort Platz nimmt. In der Mitte will in einem Kleinwagen ohnehin niemand gerne sitzen. Die straffen Recaro-Sportsitze vorne bieten exzellenten Seitenhalt. Die Ladekante zum Gepäckraum ist mit knapp 70 Zentimetern auch mit schwerem Gepäck ganz gut zu überwinden. Mit serienmäßigem Reifen-Reparatur-Set an Bord fasst der Laderaum 295 Liter (mit aufpreispflichtigem Notrad: 281 Liter). Nach Umklappen der serienmäßig asymmetrisch geteilten Rückbanklehne können bis zu 979 Liter Gepäck (Notrad: max. 965 Liter) hinter den Vordersitzen verstaut werden. Von sehr ordentlicher Materialqualität und Verarbeitung ist der Innenraum. Aufgeräumt sind Anzeigen und Schalter gut einsehbar und einfach zu bedienen.

Den Ford Fiesta gibt es in sechs Ausstattungsvarianten sowie zusätzlich als ST-Modell. Ab der Basisversion Ambiente gehören eine Zentralverriegelung, elektrisch einstellbare und beheizbare Außenspiegel, elektrische Fensterheber vorn, eine asymmetrisch geteilt umlegbare Rückbanklehne, Standard-Sicherheitsfeatures, Dachspoiler und 14-Zoll-Stahlräder zur Serienausstattung.

Die sportliche Speerspitze, das Modell Fiesta ST, verfügt zusätzlich u. a. über eine funkfernbediente Zentralverriegelung, ein CD-Audiosystem mit Ford Sync inkl. Notruf-Assistent und Multifunktionsdisplay, Klimaanlage, einen größeren Dachspoiler, eine verchromte Doppelrohr-Auspuffanlage, Frontschürze, Seitenschweller und diverse „ST“-Logos und Schriftzüge, Sportlenkrad, Handbremshebel und Schaltknauf in Leder, Recaro-Sportsitze, Sportfahrwerk und 17.Zoll-Leichtmetallräder. Optional sind eine Geschwindigkeitsregelanlage, Regensensor mit Fahrlicht-Assistent, eine beheizbare Frontscheibe, Privacy Glass (abgedunkelte Scheiben) hinten sowie das schlüssellose Zugangssystem Free Key mit an Bord.

 

 
Insgesamt sind für die Fiesta-Baureihe fünf Ottomotoren, zwei Selbstzünder sowie ein Flüssiggas-Motor (LPG) im Angebot, die mit Brennräumen von einem bis 1,6 Litern einen Leistungsbereich zwischen 60 und 182 PS abdecken. Unser 1,6-Liter-EcoBoost-Motor mit Benzin-Direkteinspritzung, Turboaufladung und doppelt variabler Nockenwellen-Steuerung (Ti-VCT) wurde nach den Downsizing-Prinzip entwickelt und leistet 182 PS. Er kombiniert wenig Hubraum für mehr Kraftstoffökonomie mit einer souveränen Leistung, die so überhaupt nicht zusammen passen wollen. Seine 240 Nm liegen zwischen 1.600 und 5.000 U/min. an, was Leistung satt über das ganze relevante Drehzahlband bedeutet. Der kleine Vierzylinder-Vierventiler hängt gut am Gas. Der beherzte Tritt aufs Pedal sorgt für ordentlichen Schwung und ein gewollt sonores Brummen. Äußerst lebhaft ist er im Antritt, in Puncto Durchzug und Leistungsentfaltung schöpft er aus dem Vollen. Dabei läuft der Motor kultiviert und vibrationsfrei. Die Akustik hat Suchtpotential, der Verführung des Gaspedals kann man nur schwer widerstehen.

Das knackig zu schaltende manuelle Sechsgang-Schaltgetriebe ist kurz übersetzt. Ford hat damit die Priorität eher auf sportlich denn auf sparsam gesetzt. Hier wird nicht auf Kraftreserven gesetzt, sondern abgerufen, was da ist – und das sofort. Das ist eine ganze Menge: Sportlich heizt der Kleinwagen los, mit einer Beschleunigung aus dem Stand auf 100 km/h in 6,9 Sekunden. Seine Spitzengeschwindigkeit erreicht der nicht einmal 1,2 Tonnen schwere Fiesta ST bei 220 km/h. Seine Verbrauchswerte sind dafür ganz ordentlich – ökonomisch gesehen –, auch wenn sie natürlich mit den kleiner motorisierte Modellen nicht mithalten kann: Gute 7,9 Liter Superkraftstoff verbrennt er je 100 km innerorts, 4,8 Liter sind es außerorts und 5,9 Liter im gemischten Verbrauch nach EU-Norm (alles Herstellerangaben, ermittelt unter Idealbedingungen auf dem Rollenprüfstand). Wer der kontinuierlichen Versuchung von Gaspedal und Akustik allzu häufig nachgibt, verbraucht allerdings mehr! Der Motor erfüllt die Abgasnorm EU5, der CO2-Ausstoß beträgt 138 g pro km. In der Relation von Größe/Gewicht zum Verbrauch reicht das für die Effizienzklasse D. Ein Hintergrundpapier zur Pkw-Verbrauchskennzeichnung finden Sie im Internet unter: Faktenpapier Effizienzlabel.

 

 
Als Fronttriebler ist der Fiesta problemlos im Handling. Gut ist sein Geradeauslauf, sehr direkt und sportlich ausgelegt die geschwindigkeitsabhängige elektro-mechanische Servolenkung, was für jede Menge Fahrspaß sorgt. Das serienmäßige Sportfahrwerk – der Fiesta ist 15 mm tiefer gelegt – ist mit kürzeren Federn und strafferer Dämpferkennung ganz auf sportliche Agilität abgestimmt. Dabei liegt der sportliche Kleinwagen deutlich härter auf der Straße als sein „großer Bruder“, der Focus ST. Flott gefahrene Kurven umzirkelt er sportlich-agil und wie auf Schienen. Anstelle der 14-Zöller des Basismodells steht der ST auf 17-Zoll-Leichtmetallrädern mit Reifen im Format 205/40. Prompt und spurtreu verzögert die Bremsanlage mit Scheibenbremsen rundum (vorne innenbelüftet).

Die computeroptimierte hochstabile Karosserie mit Sicherheitsfahrgastzelle, Karosserieverstärkungen, Lastpfaden und Aufprallenergie absorbierenden Knautschzonen gibt den Insassen passiven Schutz. Im Innenraum unterstützen die Sicherheit Drei-Punkt-Gurte auf allen Plätzen, vier Kopfstützen, Front- und Seitenairbags vorne, Knieairbag für den Fahrer sowie Kopf-Schulterairbags vorne und hinten (Intelligent Protection System IPS), Sicherheitspedalerie und Sicherheitslenksäule sowie zwei Isofix-Kindersitzhalterungen hinten. Die dritte Kopfstütze hinten gibt es gegen Aufpreis. Der Beifahrerairbags ist deaktivierbar, so dass dort auch Kindersitze gegen die Fahrtrichtung angebracht werden können. Im EuroNCAP nach den neuen Bewertungsnormen (seit 2009) erreichte der Fiesta IV das Maximum von fünf Sternen für seine Sicherheit. Das neue System berücksichtigt neben Insassen- und Kindersicherheit sowie Fußgängerschutz auch die serienmäßige Sicherheitsausstattung des Fahrzeugs mit Fahrassistenzsystemen. Serienmäßig ist alles an Bord, was heutzutage Standard ist: ABS mit Elektronischer Bremskraftverteilung EBD, Elektronisches Stabilitätsprogramm ESP mit Traktionskontrolle TCS, Berganfahrassistent und Sperrdifferential (Torque Vectoring Control TVC). Serienmäßig an Bord ist ein Reifen-Reparatur-Set, optional gibt es ein Notrad oder eine Reifendruckkontrolle, die für die Montage von Reifen mit Notlaufeigenschaften vorgeschrieben ist.

 

 
Ab 10.950 Euro steht der Ford Fiesta in den Preislisten der Händler – mit dem 1,2-Liter-Basismotor (Ottomotor) und 60 PS, in der Grundausstattung Ambiente. Für den Fiesta ST als sportlichem Top-Modell der Baureihe legt der Käufer ab 19.990 Euro auf den Tisch des Hauses. Aufpreispflichtige Extras reichen von Sonderlackierungen, einer beheizbaren Frontscheibe, Regensensor/Scheinwerfer-Assistent, Navigationssystem, Geschwindigkeitsregelung oder einem schlüssellosen Zugangssystem (Ford Key Free) bis zu einem Leder-Sport-Paket mit hochwertigerem Audiosystem, Klimaautomatik, Premium-Recaro-Sportsitzen vorne mit Leder-Stoff-Polster inkl. dritter Kopfstütze hinten sowie individuell beheizbaren Vordersitzen.

Ford gibt eine zweijährige Neuwagengarantie inkl. der Ford Assistance Mobilitätsgarantie, die sich beim Einhalten der Wartungsintervalle verlängert (ein Autoleben lang), sowie 12 Jahre auf die Karosserie gegen Durchrostung. Als optionalen Garantie-Schutzbrief kann man die Garantien bis zum 5. Jahr bzw. 100.000 km erweitern. Zu einer Sicherheitskontrolle und zum Ölwechsel muss der Fiesta alle 20.000 km oder einmal im Jahr, zur Inspektion alle 40.000 km oder alle zwei Jahre. Zum Check des Korrosionsschutzes muss der Fiesta bis zum sechsten Jahr alle zwei Jahre, danach jährlich. Die Versicherungen stufen das Modell in die Typklassen 17 / 22 / 21 (KH / VK / TK) ein.

 

© August 2013 Petra Grünendahl, Fotos: Ford-Werke

 

Über Petra Grünendahl

Erfahrener Journalist mit einem Gespür für Themen, Geschichten und Bilder, aber auch Inhalte und klare Worte. Mit fachübergreifender Denke, Redaktionsverantwortung und einem Blick für Zielgruppen. Generalist mit Special Interests (Fachjournalist), Kommunikationsexperte, Öffentlichkeitsarbeiter und Netzwerker.
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